
03. Februar 2021 - 9:00
«Wie bitte – 13?», lautet die verwunderte Frage des Journalisten auf Hans Schürchs Antwort, wie viele Kränze er in seiner Karriere erkämpft hat. «Du bist nicht der erste, der erstaunt nachfragt», schmunzelt Schürch, «auch Schwingerkönig Adrian Käser konnte es letzthin kaum glauben, als ich ihm diese Zahl nannte.» Die Antwort darauf ist einfach: Zu seiner Aktivzeit wurden an den Gaufesten, ausser bei Jubiläen, noch keine Kränze vergeben. Diese konnte sich ein Schwinger nur an Kantonalfesten, Berg- und Teilverbandsfesten holen.
Zum Schwingsport kam Hans Schürch eher zufällig, durch Kollegen. In seiner Verwandtschaft gab es ausser einem entfernten Verwandten seiner Mutter keine Schwinger. Die Eltern wollten ihn denn auch zuerst gar nicht schwingen lassen. Sie hielten dies zu gefährlich. «Als ich dann meine Erfolge feierte, da freuten sie sich jedoch auch darüber», erinnert sich Hans Schürch.
Kräftiger Angriffsschwinger
Dank seiner imposanten Postur feierte Hans schon bald erste Erfolge. Bekannt war er vor allem für seine wuchtigen Kurzzüge, aber auch der Brienzer lag ihm gut. «Ich hatte nicht gerne Schwinger, welche aus den Griffen gingen. Am stärksten war ich, wenn ich ans weitere Gestöss fassen konnte, dann kam mir kaum mehr einer raus. Gestellte gab es bei mir eher selten, ich schwang meist auf Angriff».
Hans Wyss aus Thun war ein ausgezeichneter Trainingspartner und holte sich 1956 in Thun zusammen mit Hans Schürch den Eidgenössischen Kranz. Heute noch erinnert sich Schürch gerne an den damaligen Empfang im Dorf Röthenbach. Trainiert wurde damals im Saale des Hotels Rössli auf Matten und im Sommer in freier Natur, ohne Sägemehl.
Bereits mit 23 Jahren übernahm er zusammen mit seinem Bruder den elterlichen Hof. Da sein Bruder im Jodlerklub engagiert war, mussten die Einsätze jeweils gegenseitig abgesprochen werden.
Mit Velo und Zug zu den Festen
In den ersten Jahren besassen Schürchs noch kein Fahrzeug. Zu auswärtigen Festen fuhr er erst mal 20 km mit dem Velo nach Langnau, und dann von da mit dem Zug an den jeweiligen Festort. Ab und zu konnte er auch bei einem Kollegen auf dem Motorrad mitfahren.
«Einmal fuhr ich mit dem Velo an den Herbstschwinget in Zäziwil. Als am Abend feststand, wer mit mir in den Schlussgang kam, wurde zuerst dieser abgehalten. Anschliessend schwangen die anderen noch den sechsten Gang. So kam ich rechtzeitig nach Hause, um den Stall zu machen», weiss er zu berichten. Der Siegespreis war damals übrigens ein elektrischer Rasierapparat.
Eine weitere Anekdote aus dieser Zeit ist seine Teilnahme an einem Baselstädtischen. Wegen schlechter Zugsverbindungen kam er erst gegen 11 Uhr in Basel an. Man liess ihn dann aber dennoch antreten. Den Kranz verpasste er letztlich um einen Viertelpunkt. Spätabends fuhr er dann wieder mit dem Velo bei strömendem Regen von Langnau nach Hause zurück. 1954 kauften sich die Gebrüder Schürch einen Landrover. Von da an war es für Hans einfacher, zu den Schwingfestplätzen zu gelangen.
Viele grosse Erfolge
Als Jungschwinger gewann er einige Feste. «Ich hatte jedoch eher einen geringen Körperbau. Erst während der RS legte ich nochmals kräftig zu», sagt Schürch. Seinen ersten Kranzerfolg feierte er nach der RS 1949 am Berner Kantonalen.
1950 nahm er in Grenchen erstmals an einem Eidgenössischen teil. Am Samstag verzeichnete er zwei Siege und zwei Niederlagen. «Am Sonntag musste ich gleich zweimal gegen Josef Schumacher antreten, damals einer der besten Innerschweizer. Da stand ich auf verlorenem Posten», erinnert sich Schürch. Gute Erinnerungen hat er an den Schwarzsee. Zweimal nahm er dort teil, einmal als Sieger und einmal als Zweitplatzierter. Zwei Festsiege resultierten an Oberaargauischen Schwingfesten. «Das Emmentalische konnte ich leider nie gewinnen.» Am Eidgenössischen in Winterthur 1953 holte er seinen ersten eidgenössischen Kranz. 1956 in Thun doppelte er nach. Nach dem dritten eidgenössischen Kranzgewinn 1958 in Fribourg gab er wegen Schulterproblemen seinen Rücktritt vom aktiven Schwingsport.
Tätigkeiten als Funktionär
Nach einer Karriere als Aktiver blieb er dem Schwingsport treu. Viele Jahre gehörte er dem Emmentalischen Vorstand an, erst als Vizepräsident, später als Präsident. Die Ehrenmitgliedschaft bis hinauf auf ESV-Ebene zeugt von seinen grossen Verdiensten um den Schwingsport.
Autor: Fredi Suter