Er gehört mit Sicherheit zu den routiniertesten Kämpfern im Sägemehl, der Schwyzer Philipp Schuler. Mit 38 Jahren wollte der Rothen-thurmer 2020 seine letzte Saison in Angriff nehmen, jedoch nicht mehr die vollständige. Am eigenen Kantonalen, am 17. Mai in Muotathal hatte er seinen Rücktritt geplant. Klein Philipp absolvierte im Muotathal sein erstes Schwingfest. Zudem kommt seine Frau Irene aus diesem ländlichen Tal. An sein erstes Schwingfest erinnert er sich noch gut. «Ich stand mit zwei Siegen und drei Niederlagen zu Buche. Martin Grabs Grossvater, als Zuschauer vor Ort, sagte zu mir: Um die Auszeichnung zu erschwingen müsste ich im letzten Gang unbedingt eine Zehn erlangen. Dies setzte Philipp Schuler in die Tat um und gewann somit bei seinem ersten Wettkampf die Auszeichnung. «Im Muotathal habe ich immer gerne geschwungen. Darum passte es für mich, am Schwyzer Kantonalen zurückzutreten. Somit hätte sich für mich der Kreis geschlossen.»
Das Ziel bleibt dasselbe
Ob er dies nun nächstes Jahr tut, ist zwar weiterhin sein Ziel, doch noch von der Ungewissheit geprägt. Noch weiss niemand, ob Schwingfeste stattfinden, und vor leerer Kulisse an einem Geisterschwingfest abzutreten, das entspricht auch nicht Schulers Zielen. Der Schwyzer ist deswegen etwas im Ungewissen. Im Januar will er das Training wieder aufnehmen. «Die Fitness muss stimmen», betont er. Schuler war in seiner Laufbahn nie ernsthaft verletzt, doch gerade jetzt, seit er im Sommer mit dem Training heruntergefahren ist, plagen ihn kleinere Blessuren.
Der erfolgreiche Bruder
Dass Schulers Laufbahnende naht, kommt im Alter von 38 Jahren nicht überraschend. Zudem ist er seit 2005 selbstständig. Als gelernter Lastwagenmechaniker wagte er vor 15 Jahren den Weg in die Selbstständigkeit und gründete die Garage Philipp Schuler Fahrzeugtechnik. Heute hat sein Betrieb mitsamt Werkstatt sechs Angestellte. Zu seinen Mitarbeitern im zweiten Geschäft im Bereich Fahrzeugteile gehört auch sein um fünf Jahre jüngerer Bruder Christian, der im Verkauf tätig ist.
Sein jüngerer Bruder war für den 46-fachen Kranzer immer eine Bezugsperson. «Wir waren immer ein Team. Zuerst war ich sein Motivator. Später war er mein Vorbild.» Im Schwingklub Einsiedeln wird die Kameradschaft grossgeschrieben. «Wir gönnten uns gegenseit den Erfolg.» Mit Martin Grab, Marcel Ochsner, Bruder Christian, Thomas Bisig, Roland Kälin und später Cousin Alex Schuler oder Adrian Steinauer feierte er grosse Erfolge.
«Nyon war am schönsten»
Philipp Schuler selbst nahm an sieben Eidgenössischen teil, erlebte dabei zahlreiche Empfänge in Rothenthurm oder in Nachbarsgemeinden. «Der eidgenössische Kranz war ein Ziel, das ich nicht erreichte.» Zwei Mal, 2007 in Aarau und 2013 in Burgdorf, schwang er ums Eichenlaub. In Aarau stellte er gegen Thomas Zaugg, sechs Jahre später bezog er gegen Urs Abderhalden eine strittige Niederlage. In bester Erinnerung bleibt im das Eidgenössische 2001 in Nyon. Als 19-Jähriger wies er nach dem ersten Tag drei Siege auf. Mit Marcel Villiger, Stefan Strebel, Jörg Käser, Daniel Lüthi und Edi Philipp duellierte er sich mit nicht weniger als fünf Eidgenossen. Mit der Niederlage gegen Edi Philipp war der ESAF-Kranztraum für das Leichtgewicht, damals wog er 74 kg, nach sieben Gängen zunichte.
Beruf und Sport vereint
Reichte es auch nicht zu ESAF-Eichenlaub, so feierte der Einsiedler zahlreiche weitere Erfolge. Sechs Bergkränze und acht Innerschweizer Teilverbandskränze zieren seine Sammlung. Oftmals stoppte er höher eingestufte Gegner wie etwa am Innerschweizerischen 2013 in Emmen im fünften Gang den mit lauter Siegen zu Buche stehenden Berner Christian Stucki. Er galt so etwas wie als Favoritenschreck. «Gegen höher eingestufte Gegner war ich immer besonders motiviert.»
Der dreifachen Familienvater hat sich beruflich sein Standbein längstens geebnet. «Sportlich habe ich nicht alles, aber vieles erreicht.» Schuler hat wie sein Vater Franz Beruf und Sport immer unter einen Hut gebracht und trotzdem beachtlich Erfolge vorzuweisen. Darauf ist der Sennenschwinger stolz. Da verwundert es auch nicht, dass sein Vater (erster Innerschweizer Schwarzseesieger) stets zu seinen Vorbildern zählte.
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