Bauernsohn Josef Burch kam früh mit dem Schwingen in Berührung, allerdings nicht im üblichen Rahmen. Als Siebenjähriger sah er beim Nachbarn in Sarnen ein Schwingerplakat, ausserdem studierte er dort auch die Schwingerzeitung. Schnell stand für den Burschen fest, dass er Schwinger werden wollte. Dazu kams aber erst mit 14 Jahren, vorher wars gar nicht möglich.
Sein Vater hatte zu dieser Zeit einen Hof in Cham gepachtet. Deshalb trat er dem dortigen Klub Cham-Ennetsee bei. Schon als Jungschwinger erreichte er Kategoriensiege. Mit 18 Jahren eroberte er 1973 beim Schwyzer Jubiläumskantonalen in Küssnacht den ersten Kranz. Trotz weiterer Fortschritte selektionierte ihn der Innerschweizer Verband 1974 nicht fürs Eidgenössische. Als er aber den Brünig-Kranz gewann, rutschte er für einen verletzten Schwinger nach. In Schwyz zeigte er vor 34 000 Zuschauern einen beherzten Wettkampf. Den Kranz verfehlte er im achten Gang gegen den Walliser Spitzenringer Jimmy Martinetti.
Vier besondere Eidgenössische
Drei Jahre später trumpfte Josef Burch in Basel gross auf. Nach fünf Siegen in den ersten sechs Gängen bremste ihn erst der nachmalige Schwingerkönig Arnold Ehrensberger. Mit einem abschliessenden Erfolg gegen den Hasliberger Hans Fuhrer verdiente er sich als Neueidgenosse dennoch einen Spitzenplatz – notabene am 50. Geburtstag seiner Mutter.
1980 stellte der Chamer Sennenschwinger auch seinen zweiten Kranz vorzeitig sicher. Eine Woche später heiratete er. 1983 hatte Josef Burch hart für das dritte eidgenössische Eichenlaub zu kämpfen. Vielleicht lag dies am kurzen Schlaf. In der Nacht vor dem Auftakt in Langenthal war sein zweiter Sohn, Roman, auf die Welt gekommen. Trotzdem bezwang er im achten Gang Beat Koch wenige Sekunden vor Ablauf der Zeit.
Den Höhepunkt an aussergewöhnlichen eidgenössischen Festen erlebte Burch 1986 in Sion. Zuerst eroberte er souverän sein viertes eidgenössisches Eichenlaub, danach wurde Klubkollege Harry Knüsel Schwingerkönig.
Ernst Schläpfer verunsichert
Josef Burch hatte Ernst Schläpfer bereits am Vortag in Bedrängnis gebracht. Im dritten Gang besiegte er den Appenzeller in einem hochstehenden Duell beinahe, ehe sich der Favorit doch noch durchsetzte.
1989 visierte Josef Burch als erst zweiter Innerschweizer Schwinger nach Heinrich Oswald den fünften «Eidgenossen» an. Doch ein Innenbandanriss am Stoos-Schwinget zwang ihn zu einer Operation, womit er in Stans nur als Zuschauer dabei war. Der Comebackversuch im Jahr darauf scheiterte. Josef Burch trat mit 35 Jahren zurück.
Wichtige Gänge meist gewonnen
Burch war alles andere als ein Hüne im Sägemehl gewesen. Der filigrane Techniker schwang dennoch in den Griffen. Der Schönschwinger lockte seine Gegner, bis sie zu viel riskierten. «Meist genügte mir eine Chance», erinnert er sich an seine Aktivzeit. Er sei ein «Killer» gewesen, «ich habe fast keinen Gang um den Kranz verloren.» In besonders guter Erinnerung hat er den Stoos-Schwinget 1981. Damals bezwang er im Schlussgang Leo Betschart. Ansonsten war er seinem Klubkameraden viermal in einem Schlussgang unterlegen.
Josef Burchs erfolgreiche Karriere basierte auf zwei Eckpfeilern. Einerseits verfügte der Chamer über einen gesunden Ehrgeiz. «Ich war immer voll motiviert und hatte meine Ziele, die ich konsequent verfolgte.» Gleichzeitig hatte Burch das Glück, dass nebst ihm weitere aussergewöhnliche Talente dem Schwingklub Cham-Ennetsee angehörten. Paul Bachmann gab mit seinen vielen Spitzenresultaten den Weg vor. Mit Leo Betschart und Harry Knüsel bildete «Sepp» Burch die landesweit gefürchtete Zuger Macht.
Immer fürs Schwingen im Einsatz
Nach seinem Rücktritt diente er dem Schwingen viele Jahre als Technischer Leiter, sechs Jahre davon im Zuger Kantonalverband. An diese Zeit erinnert er sich jedoch nicht gerne. Mehr Freude hat er bis heute am Einsatz für seinen Klub. Höhepunkt seiner zehnjährigen Präsidialzeit war das Zuger Kantonale 2009 in seiner heutigen Wohngemeinde Rotkreuz.
Auch nach Abschluss der 23-jährigen Vorstandstätigkeit stellt er seine Dienste dem SK Cham-Ennetsee zur Verfügung. Immer wieder engagiert er sich in den Organisationskomitees. Im Einsatz stand er auch am ESAF 2019 in Zug.
Freude an Kilian Wenger
Der gelernte Landwirt, der inzwischen als Hauswart und Mädchen für alles in einer internationalen Firma arbeitet, verfolgt das Geschehen im Sägemehl aufmerksam. Grosse Freude bereitet ihm der neue Schwingerkönig, den er für sein immer faires Auftreten lobt.