
01. April 2020 - 8:30
Zwischen 1956 und 1978 schwang der schwergewichtige Turnerschwinger, der auch als sehr erfolgreicher Nationalturner galt, nicht weniger als 61 Kranzfestsiege heraus, konnte sich insgesamt 124 Mal mit dem Eichenlaub krönen lassen, erstmals 1956 am Zürcher Kantonalen, letztmals 22 Jahre später am Schaffhauser Kantonalen Schwingertag.
Unglaubliche Erfolgsserie
Und noch ein Leistungsausweis, der für die Klasse von Karl Meli spricht: Er bestritt zwischen 1956 und 1977 neun Eidgenössische Schwingfeste und wusste sich an allen in den Kranzrängen zu behaupten, ging in zweien als Schwingerkönig hervor und stand zudem bei seiner fünften Teilnahme, 1966 in Frauenfeld, im Schlussgang gegen eine weitere markante Schwingergestalt, Rudolf Hunsperger.
Aber noch nicht genug damit. Karl Meli hält noch weitere Bestmarken inne. Unerreicht sind auch seine fünf Teilnahmen am Kilchberger Schwinget, davon zwei, 1967 und 1973, als überlegener Sieger. Mehr als einen Erfolg an diesem prestigeträchtigen Anlass hat bis heute noch kein anderer Athlet realisiert. Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass der Ausnahmekönner mit dem Jubiläumsschwingfest 1970 in Baden und dem Gedenkschwinget Murten 1976 zwei weitere Feste von eidgenössischem Charakter gewann. Karl Meli ist der erfolgreichste Athlet in der Geschichte des Schwingens, und es ist nicht auszuschliessen, dass er es für immer bleiben wird.
Schwang 20 Jahre lang auf hohem Niveau
Als phänomenal darf man auch die sich über 20 Jahre hinwegziehende Leistungskonstanz von Karl Meli bezeichnen. Mit 40 Jahren gewann er noch das Zürcher Kantonalschwingfest und belehrte damit jene Kritiker, die ihm vorwarfen, den richtigen Abgang verpasst zu haben, eines Besseren. Am Kilchberger Schwinget von 1978 war es dann soweit. Ohne grosses Aufsehen beendete der legendäre Schwinger seine Karriere.
Debüt mit 16 Jahren
Zum Schwingen kam Karl Meli durch seinen Vater. «Er hat mich immer an Feste mitgenommen. Ich fand Gefallen an diesem Sport und stieg selbst in die Hosen. Mein allererstes Fest bestritt ich 1954», umschrieb der in seiner besten Zeit bärenstarke Athlet seinen Zugang zum Schwingen, in dem er eine ganz grosse Persönlichkeit werden sollte. Ein erstes Indiz dazu war der erste mit 18 Jahren erkämpfte Kranz am Zürcher Kantonalen. «Im gleichen Jahr wurde ich am NOS-Schwingertag um einen weiteren Kranz geprellt. Ich gewann den letzten Gang platt, interessierte mich am Kampfrichtertisch um die Note, kam aber damit schlecht an. Mein ‘Gwunder’ wurde mit einem Viertelpunkt Abzug bestraft, der mir letztlich zur Auszeichung fehlte», gibt Meli eine Reminiszenz aus seiner ersten Zeit als Aktiver wieder. Was er auf Anhieb am NOS-Schwingertag verpasste, holte der Winterthurer Gastwirt im Ruhestand indes in reichlichem Ausmass nach. Mit elf Siegen avancierte er zum Rekordgewinner dieses Festes. Der Gewinn aller drei klassischen Innerschweizer Bergfeste sowie dreier Teilverbandsanlässe (Bern, Innerschweiz und Südwestschweiz) waren weitere Marchsteine in seiner Karriere.
Schwingen als Lebensschule
Für Karl Meli bedeutete das Schwingen ein sinnvolles Freizeitvergnügen und auch eine Art Lebensschule. Er war hart mit sich selber und kannte in den Sägemehlringen nur eines, jedes Fest als Sieger zu verlassen. «Dazu war ich bereit, alles zu geben», umschrieb Meli Jahrzehnte später seine damalige Marschrichtung. Er lebte auch wie kein zweiter für das Schwingen und überliess nichts dem Zufall. Noch in den letzten drei Jahren seiner Zeit als Aktiver unterzog er sich beispielsweise zum Überprüfen seiner Kondition wöchentlich eine Stunde lang einem harten Training im Schwingkeller. Fit hielt er sich auch mit Velofahren, Skifahren und Tanzen. Die längste Tour mit dem Velo absolvierte der Altmeister 1972 von Zürich nach München.
Auf den Schwingplätzen galt der Altmeister – ein Zeichen seiner Angespanntheit – als etwas verschlossen und auch als medienscheu. Dies hatte sich nach seiner sportlichen Laufbahn geändert. Er zeigte sich sehr offen und gesprächsbereit. Die Schwingerkönigstitel haben das Leben des langjährigen Gastwirtes nicht stark verändert. Am 12. März 2012 verstarb Karl Meli im Kreise seiner Familie.
Autor: Karl Duss