Übernimmt junges Quartett endgültig?

26. April 2017 - 15:13

manubesser
Manuel Röösli

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Vorschau auf die Kranzfest-Schwingersaison 2017: 37 Kranzfeste und als Saisonhöhepunkt der Unspunnen-Schwinget stehen in der Saison 2017 auf dem Programm. Während die arrivierten Kräfte versuchen, die Kontrolle an der Spitze zu halten, steht ein Quartett der jungen Wilden vor dem endgültigen Durchbruch.

Schon seit vielen Jahren wird in Schwingerkreisen vor jeder Saison über einen möglichen Umsturz an den Ranglistenspitzen und einen Generationswechsel gesprochen. Jetzt ist es so weit. Der in den Saisons 2015 und 2016 eingeleitete Wechsel scheint unaufhaltsam. «Es werden wohl nicht viele neue Schwinger in der Saison 2017 Kranzfeste gewinnen, aber gerade die jungen Athleten werden die Häufigkeit der Siege erhöhen», heisst es bei vielen Experten.

Nordostschweizer Duo
Besonders in Szene setzen dürfte sich dabei ein junges Quartett. Angeführt wird dieses vom 22-jährigen Bündner Armon Orlik. Der letztjährige Sieger der SCHLUSSGANG-Wertung ist bereits wieder in guter Frühjahrsform. Beim Thurgauer Kantonalschwingfest am 30. April kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit Samuel Giger. Der 19-jährige Thurgauer hat seine Ambitionen mit überlegenen Regionalfestsiegen deutlich unterstrichen. «Wenn er gesund bleibt, kann er ähnlich dominant auftreten wie Jörg Abderhalden zu Beginn der 2000er-Jahre», prophezeit Beat Schläpfer. Schläpfer kennt die beiden Nordostschweizer Zukunftshoffnungen aus gemeinsamen Trainings und hatte zudem beim Eidgenössischen Estavayer2016 eine Betreuerfunktion. Orlik und Giger freuen sich auf die bevorstehenden Aufgaben, wollen sich aber keinesfalls unter Druck setzen lassen. «Es warten spannende Schwingfeste auf mich. Dabei kann ich viel lernen», sagt Samuel Giger stellvertretend und ergänzt: «Natürlich steht der Unspunnen-Schwinget im Zentrum, aber ich freue mich auch auf die Einsätze am Berner oder auf dem Brünig.»

Optimale Vorbereitung
Ähnlich stark wie die beiden Ostschweizer startete auch Remo Käser in die Schwingersaison 2017. Der 21-jährige Berner konnte sich zudem in der Wintersaison durch das Bestreiten der Sportler-Rekrutenschule der Schweizer Armee in Magglingen optimal auf die bevorstehenden Monate vorbereiten. «Ich möchte mich sportlich weiterentwickeln und Erfolge feiern, doch noch immer hat es im Bernbiet viele andere Schwinger, die noch stärker einzustufen sind», sagt Remo Käser und versucht die Erwartungshaltung zu drücken.
Wie Käser hat auch Joel Wicki die Sportler-Rekrutenschule absolviert. Der 20-jährige Luzerner verletzte sich zwar vergangenen August auf der Schwäg­alp, nutzte jedoch die Zeit in Magglingen. «Auch wenn mir das Schwingtraining noch etwas fehlt, fühle ich mich in einer guten Verfassung», sagt Wicki. Dies bewies der Offensivschwinger mit starken Einsätzen an den bisher bestrittenen Regionalfesten.

Weitere Kräfte rücken nach
Neben dem starken Quartett aus den drei grossen Teilverbänden gibt es auch in der Nordwest- und Südwestschweiz Schwinger, die den Sprung an die Spitze schaffen wollen. Besonders hervorzuheben sind dabei Janic Voggensperger (Jahrgang 1998), Michael Bächli (1998) und Lukas Döbeli (2000) aus der Nordwestschweiz sowie Benjamin Gapany (1995) und Steven Moser (1996) aus der Romandie. «Es macht grosse Freude, wie in allen Teilverbänden die jungen Schwinger die arrivierten Kräfte herausfordern können. Das verspricht auch in Zukunft spannenden Schwingsport», ist der Technische Leiter vom ESV, Samuel Feller, überzeugt.

Findet Sempach Kurz wieder?
Nach seiner schweren Fussverletzung in der Saison 2015 kehrte Schwingerkönig Matthias Sempach in der Saison 2016 mit drei Kranzfestsiegen erfolgreich zurück. Doch die einstige Dominanz fand der Überflieger der Saisons 2012 bis 2014 nicht mehr. «Ich habe den Kurz nicht mehr so erfolgreich anwenden können wie vor der Verletzung. Daran muss ich arbeiten», sagte Sempach nach Estavayer2016. Gelingt ihm dies, kann er die jungen Wilden möglicherweise noch in Schach halten. Ebenfalls noch nicht von der Spitze verdrängen lassen wollen sich seine Berner Teamkollegen. Schwingerkönig Matthias Glarner und Kilchberger Sieger Christian Stucki sind zusammen mit Sempach die Leader. Auch von Schwingerkönig Kilian Wenger sind gute Resultate gefragt.
 
Bösch, Schuler und Müllestein
In der Nordost- und Innerschweiz wird neben den jungen Wilden von den arrivierten Kräften einiges erwartet. Daniel Bösch kann im Schatten von Orlik und Giger durchaus wieder Kranzfeste gewinnen, dies hat sein eindrücklicher Auftritt in Estavayer aufgezeigt. Ob auch Routinier Arnold Forrer, der die magische 150er-Kranzzahl anstrebt, Kraftpaket Michael Bless oder Schönschwinger Beat Clopath an der Spitze mithalten können, werden die ersten Kranzfeste der Saison 2017 aufzeigen.

In der Innerschweiz ruhen die Hoffnungen vor allem auf Christian Schuler. Neben dem Schwyzer Leader im ISV hat auch Mike Müllestein Ambitionen. Der frischgebackene Vater hat in der Vorbereitung mit starken Auftritten aufhorchen lassen. Zudem sind Philipp Laimbacher oder Andreas Ulrich genauso wie Comebacker Benji von Ah gefordert, Leistung zu zeigen.

Aufschwung mit Neueidgenossen?
In der Nordwestschweiz werden die drei Aargauer Neueidgenossen David Schmid, Patrick Räbmatter und Nick Alpiger die Ranglistenspitze aufmischen, nachdem in den Vorjahren das Trio um die mehrfachen Eidgenossen Christoph Bieri, Mario Thürig und Bruno Gisler zumeist dominierte. Die Kohlen aus dem Feuer in der Romandie soll Eidgenosse Michael Nydegger holen. Für ihn bleibt zu hoffen, dass er endlich wieder eine verletzungsfreie Zeit erleben kann.

So oder so erwartet die Schwingerschweiz in der Saison 2017 eine spannende Zeit. Neben dem Unspunnen-Schwinget sind insbesondere die Teilverbands- und Bergkranzfeste speziell im Fokus des Interesses.