
26. August 2013 - 16:25
Das erste Eidgenössische Schwingfest fand am 18. August 1895 in Biel statt. Damals waren es nicht die heute bestehenden fünf Teilverbände, sondern der Verband entstand aus sieben Unterverbänden. Mit dem Emmentalischen, dem Oberländischen, dem Mittelländischen, dem Berner Turner-Schwingerverband und der Hornusser-Gesellschaft Heimiswil kamen gleich fünf der sieben Unterverbände aus dem Kanton Bern. Hinzu kamen noch der Nordostschweizerische Schwingerverband sowie die Schwingervereinigung der Urschweiz.
Zweimal in Biel
Erster Schwingerkönig war der Berner Alfred Niklaus aus Köniz. Das zweite Eidgenössische folgte 1897 erneut in Biel. Dieses fand an drei Wettkampftagen statt. Am 26. September ein Kampftag der Sennenschwinger unter sich, eine Woche später dasselbe unter den Turnerschwingern und am 10. Oktober der Ausstich zwischen denn je 15 besten Sennen und Turnerschwingern. König wurde ein Turner: Alfons Thurneysen aus Basel. Bereits ein Jahr später 1898 fand in Basel wieder ein Eidgenössisches statt. Mit Frédéric Bossy (Payerne) und Christian Blaser (Schwarzenegg) gab es gar zwei Schwingerkönige.
Ohne Turnus
Auch 1900 und 1902 wurden zwei weitere Eidgenössische durchgeführt. Der Schwingerverband fand sichtlich Gefallen an diesen Events, anders ist es nicht zu erklären, dass innerhalb von sieben Jahren fünf Eidgenössische zur Austragung gelangten. Zum Jahrhundertwechsel siegten in Bern gemeinsam Emil Kocher (St. Imier) und Hans Stucki (Konolfingen). 1902 erstmals in der Innerschweiz, in Sarnen, kam Hans Stucki zu seinem zweiten Triumph. 1905 in Interlaken setzte sich Hans Stucki ein drittes Mal durch. Allerdings nur dank mehr gewonnenen Gängen gegen den punktgleichen Albrecht Schneider (Trub), der im Rang 1b nicht zum König gekrönt wurde.
Für Albrecht Schneider war dann die Zeit 1908 in Neuchâtel reif, als er Hans Stucki im Schlussgang mit seiner gewaltigen Kraft bezwang. 2011 in Zürich war Gotthold Wernli (Basel) für längere Zeit der letzte Schwingerkönig. Infolge des 1. Weltkrieges trat bis 1919 eine achtjährige Festpause ein. Nach dem Kriegsende gab es in Langenthal mit Robert Roth (Bern) und Gottlieb Salzmann (Schangnau) wiederum zwei Titelträger. 1921 in Bern war es nochmals Robert Roth, der die Krone einheimste. Zwei Jahre später in Vevey holte der Zürcher Karl Thomann den Titel. 1926 in Luzern war ein Genfer/Berner an der Reihe, Henri Wernli, und drei weitere Jahre später in Basel Hans Roth (Oberburg/Bern). Der Bruder von Robert Roth doppelte 1931 in Zürich erfolgreich nach.
Sieg vor der Haustüre
Drei Jahre später in Bern sorgte der Bümplizer Werner Bürki für einen Heimtriumph. 1937 in Lausanne begann die Ära Willi Lardon (Court-Murten). 1940 in Solothurn wurden Werner Bürki (ein zweites Mal) und Otto Marti (Scheunen) gemeinsam König. Dies nach einem gestellten Schlussgang der beiden. Trotz des zweiten Weltkrieges fielen diesmal die Eidgenössischen nicht aus. 1943 in Zug kam der Freiburger Willy Lardon zu seinem zweiten Titel. Zwei Jahre darauf in Bern wurde kein Königstitel vergeben. Willy Lardon und Peter Vogt (Muttenz) belegten gemeinsam Rang eins. Sie stellten im Schlussgang, den sie punktgleich mit 76,50 Zähler, als neunten Gang absolvierten.
Wegen passivem Verhalten Lardons gab es «nur» zwei Erstgekrönte. Vogt rehabilitierte sich beim nächsten Auftritt 1948 in Luzern. Dort besiegte der Baselbieter im Schlussgang den St. Galler-Rheintaler Walter Haldemann und durfte sich fortan auch als König bezeichnen.
Sechs Wochen früher
Am 22./23. Juli 1950 (verglichen mit Burgdorf 2013 sechs Wochen früher) fand in Grenchen das eidgenössische statt. Der Königstitel wurde im Solothurnischen nicht vergeben. Titelverteidiger Peter Vogt (Muttenz) und Walter Flach (Pfungen) lieferten sich einen derart faden Endkampf, dass dieser nach sage und schreibe 35 Minuten Kampfdauer abgebrochen wurde, mit der Note 8,75 für beide Athleten. Das Kampfgericht verweigerte die Verleihung eines Schwingerkönigstitels. Walter Haldemann (Rebstein) und Peter Vogt wurde der Titel «Erstgekrönte» verliehen.
Verpasstes nachgeholt
1953 in Winterthur blieb der Königstitel im Kanton Zürich. Verantwortlich dafür war der Hinwiler Walter Flach, der drei Jahre zuvor noch den denkwürdigen Schlussgang mit Peter Vogt bestritt. Flach machte es beim zweiten Mal besser und machte mit Gottfried Haueter kurzen Prozess.
Drei Jahre später war Thun Austragungsort. Der Königstitel ging in die Nordwestschweiz. Eugen Holzherr (Basel) bezwang den Ibriger Ernst Reichmuth. Wie Bilder aus diesem Gang zeigen jedoch weit ausserhalb des Sägemehls. Die Regelungen waren zu jenen Zeiten noch nicht so straff geführt worden wie heutzutage. Für den Innerschweizer, der später im Unteriberg ein Restaurant führte, war dies ein Zusatzgang.
1958 in Freiburg ging der Titel in den Aargau. Max Widmer (Oftringen) gewann alle acht Gänge, so auch zuletzt gegen den Thurgauer Otto Brändli. 1961 in Zug begann die Ära des Winterthurer Turnerschwingers Karl Meli. In einem rein zürcherischen Finale bezwang er den Oberländer Hünen Karl Oberholzer. Meli setzte neue Massstäbe im Schwingsport.
Die Serie "ESAF Fokus" wird am Dienstag, 27. August, mit Teil 17 (Video Schwung) fortgesetzt. Mehr Informationen rund um das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2013 gibt es auch im Dossier ESAF auf dem SCHWINGER-App sowie unter www.schlussgang.ch.