
21. März 2012 - 16:45
Es existierten bereits früher leichtgewichtige Schwinger, die von der Postur her übermächtigen Gegnern Paroli zu bieten verstanden. Einer davon war der Basler Theo Inderbitzin, welcher das Handicap seiner 80 Kilos dank seiner Vielseitigkeit, guter Kondition und grossem Kampfgeist zu kompensieren verstand. Als grösste Erfolge bezeichnet der gebürtige Innerschweizer seine beiden Eidgenössischen Kränze.
Aufgewachsen ist der im kommenden November 75 Jahre alt werdende Theo Inderbitzin in der Innerschweiz, zuerst in Brunnen, später in der Luzerner Vorortsgemeinde Horw. Hier fand er über den Turnverein Horw und den Schwingklub Luzern und Umgebung auch Zugang zu unserem Nationalsport. Bei den Luzerner Schwingern eignete er sich auch das Rüstzeug für seine spätere erfolgreiche Laufbahn an. Beruflich bedingt – der heutige Heimweh-Luzerner absolvierte eine Eisenbahner-Lehre – verschlug es ihn im Frühjahr 1954 nach Basel. Hier schloss sich Inderbitzin dem Schwingerverband Basel-Stadt an. Für diesen bedeutete der gelenkige Turnerschwinger bald einmal eine echte Verstärkung.
Erster Kranz mit 22 Jahren
Noch im gleichen Kalenderjahr stellte sich am Nordwestschweizerischen Schwingfest in Gelterkinden der allererste Kranzgewinn ein. Von diesem Kräftemessen gesellten sich in der Folge noch zehn weitere, und dies in ununterbrochener Reihenfolge, dazu. Als kranzsicher galt der zweifache Eidgenosse auch am Basellandschaftlichen Schwingfest und am Baselstädtischen Schwingertag. An beiden zusammen resultierten insgesamt 19 Auszeichnungen.
Nach Beendigung seiner Schwingerlaufbahn umfasste seine Kranzsammlung beachtliche 52 Exemplare. Der Vollständigkeit halber noch die Herkunft der übrigen 22 Kränze: Sieben stammen von den Bergfesten Brünig, Rigi, Stoos und Schwarzsee, je fünf von den Verbandsanlässen der Luzerner und Solothurner, zwei von Teilverbandsfesten (Nordostschweiz und Südwestschweiz), einer vom Schwyzer Kantonalen und zwei als absolute Highlights von den Eidgenössischen Schwingfesten 1961 in Zug und 1964 in Aarau.
Vier Mal am Eidgenössischen
Theo Inderbitzin, dessen Stärken die Schwünge Kurz, Bodenlätz, Hüfter, Gammen und Brienzer waren, konnte sich für vier Eidgenössische qualifizieren. Den Auftakt bildete 1956 jenes in Thun, wo er den Kranz um das ominöse «Vierteli» verpasste. «Zum Verhängnis wurden mir die vielen gestellten Gänge. Da nützte auch mein zuletzt mit der Note 10 bewertete Sieg nichts mehr.» Zwei Jahre später in Fribourg brachte ihn die Niederlage zuletzt gegen den Urner Josef Gisler um den Kranz. 1961 in Zug klappte es dann endlich. Den Grundstein zum ersten Kranzgewinn legte der konditionsstarke Basler mit vier Siegen bereits am ersten Tag. «Ich lag nach vier Gängen hinter dem Obwaldner Hans Krummenacher auf dem 2. Platz. Dies trug mir am zweiten Tag Karl Meli als Gegner ein. Ich war gegen ihn nicht chancenlos und verlor letztlich absolut nicht zwingend», erinnert sich Inderbitzin an den gelungenen Auftritt in der Innerschweiz.
Geglückte Aufholjagd
Drei Jahre später in Aarau sah es zumindest nach dem ersten Tag bei je einem Sieg und einer Niederlage sowie zwei Punkteteilungen noch nicht nach einem erneuten Kranzgewinn aus. Drei Siege über Ruedi Muggler, Franz Walker und August Brunner sowie ein Unentschieden gegen Fritz Schwander ermöglichten dann aber doch noch ein Vordringen in die kranzberechtigten Ränge. Der leidenschaftliche Eisenbähnler hätte allzu gerne auch noch am Eidgenössischen von 1966 in Frauenfeld teilgenommen. Berufliche Verpflichtungen verhinderten aber eine fünfte Teilnahme an einem Eidgenössischen.
Versagt blieb Theo Inderbitzin, der Eugen Holzherr und Fritz Grossenbacher zu seinen Vorbildern zählte, ein Sieg an einem Kranzfest. Am nächsten an einem solchen stand er bei seinem 2. Platz am Luzerner Kantonalen von 1957 in Willisau. Inderbitzin verkörperte auch im Nationalturnen und Ringen Spitzenklasse und feierte auch in diesen Sportarten einige grosse Erfolge.
Zweitkarriere als Pressechef
Nach seinem Rücktritt als Aktiver blieb der Heimweh-Luzerner dem Schwingen als Kampfrichter und Medienschaffender erhalten. Vielen bedeutenden Schwingfesten stand er als Pressechef vor.